Vorarlberger Bauernfamilien = Agrarindustrielle und Massentierhalter?
Quelle: Artikel aus Luag Magazin, Lanswirtschaftskammer Vorarlberg – 5/2015 – » Bericht zum Download
Wer die Vorarlberger Bauernfamilien als Agrarindustrielle und Massentierhalter bezeichnet, liegt falsch. Schauen wir uns die Sache einmal näher an.
Immer wieder geistert die sogenannte Turbokuh durch Diskussionsforen, Veranstaltungen und die Medienlandschaft. Fragt man dann nach Ort und Zeit der Sichtung, bekommt man keine Angaben.
Wenn man fragt was eigentlich eine Turbokuh ist, lautet die wissenschaftlich fundierte Antwort meist: „Dia git halt zviel Milch usma zgroßa Eutr“ (Die gibt eben zuviel Milch aus dem zu großen Euter). Grund genug also dieses Fabeltier zu suchen. Recherchen in der Turbokuhexpertenszene ergaben, dass sich Turbokühe bevorzugt in industrieller Massentierhaltung aufhalten. „Insider“ sprechen da von Kühen die 20.000 und mehr Kilogramm Milch pro Jahr geben sollen.
Solche Betriebe mag es irgendwo geben, aber trotz intensiver Suche konnte eine derart beschriebene Milchfabrik in Vorarlberg bisher nicht gefunden werden. Viel mehr werden die kleinen Vorarlberger Milchbetriebe international als „Heidibetriebe“ belächelt, aber gerade deshalb von vielen Menschen und Urlaubsgästen als naturnahe Familienbetriebe geschätzt.
Turbokuh – Fakten statt Fiktionen
Machen wir also den Faktencheck. Es gibt in Vorarlberg 1.220 Milchbetriebe mit insgesamt 24.500 Milchkühen, die zusammen im Jahr rund 165 Millionen Kilogramm Milch geben.
Das sind nach Adam Riese 20 Kühe pro Bauernhof mit einer durchschnittlichen Milchmenge von 6.734 Kilogramm pro Kuh und Jahr.
Jetzt gibt es natürlich je nach Rasse, Veranlagung und Fütterung in jedem Stall Kühe mit mehr und mit weniger Milchleistung und Betriebe mit mehr oder weniger Kühen. Spricht man mit Tierärzten hört man, dass nur eine Kuh die absolut gesund und topfit ist entsprechend hohe Milchmengen abgibt.
Bei Unwohlsein oder Krankheit reduziert eine Kuh als erstes ihre Milchabgabe. Auch Futter frisst eine Kuh nur soviel wie sie will. Vielleicht kommt daher ja das alte Sprichwort: „A Kua waß wenn sie gnua hot” (Eine Kuh weiss wenn sie genug hat).
Milchkühe – Nur zufriedene Tiere geben viel Milch
Dazu Othmar Bereuter, Milchexperte der LK-Vorarlberg: „Die energetisch ausgeglichene Ernährung der Kuh, erstklassige Haltung und Betreuung und somit gesunde Tiere sind der Schlüssel für Milchqualität und Milchmenge. Es liegt also im ureigensten Interesse des Tierhalters, dass sich eine Kuh wohl fühlt und auch gesund und fi ist. Natürlich spielt auch die erbliche Veranlagung der Tiere eine Rolle.“
Dieser tiergerechte Ansatz ist Bestandteil der Vorarlberger Praxis in den Milchviehbetrieben. „Kuhkomfort“ und ausgewogene Fütterung gehören zum Einmaleins der Tierhaltung. Auch deshalb wurde in den letzten Jahren so viel Geld in neue, tiegerechte Ställe investiert. In Vorarlberg gibt es wenige Kühe die mehr als 10.000 Kilogramm Milch pro Jahr geben. Diese Zahl von Tieren bewegt sich im einstelligen Prozentbereich.
Fazit zur Turbokuh in Vorarlberg:
Was eine sogenannte Turbokuh ist und wo sie sich im Land versteckt, ist weiterhin nicht bekannt. Vielleicht ist es aber wie bei „Nessie“ in Schottland. Manchmal werden Sichtungen gemeldet, Beweise gibt es aber bis heute nicht.
Interessante Dokumentationen zum Thema Milchwirtschaft, Milch – und Kundenverhalten
Vielleicht wird sie bevorzugt am 1. April von der Presse gesichtet 🙂
Allerdings funktioniert der Link zu dem YouTube Video nicht (mehr).